Saudi-Arabien: Autofahrerin begnadigt

In einem kleinen Schritt hin zu den Menschenrechtsnormen des 21. Jahrhundert hat der saudi-arabische König Abdullah die Peitschenstrafe für Schaima Ghassaniya aufgehoben. Die Saudi-Araberin war für ein Delikt verurteilt worden, dass viel aussagt über die Rechte von Frauen im Land: Dem Autofahren. Nach massiven Protesten hat nun der Regent die Strafe, welche sich auf religiöse Edikte stützt und nicht rechtlich kodifiziert ist, zurückgenommen.

Erst kürzlich war Frauen das kommunale Wahlrecht zugesprochen worden – 2015 sollten sie das erste Mal an die Urnen treten dürfen. Im Verkehrsrecht schien das Königreich jedoch den umgekehrten Weg zu gehen: Der Fall Ghassaniyas war das erste Mal, bei dem mit zehn Peitschenhieben eine derart archaische Bestrafung ausgesprochen wurde. Bislang wurden Autofahrerinnen ermahnt oder festgenommen, bestraft wurden sie jedoch nicht. Auch, weil sich das Verbot auf Edikte konservativer Religionsgelehrter stützt, aber keine rechtliche Kodifizierung aufweist.

Nach dem Urteil hatten im ganzen Land Aktivistinnen zu Protesten aufgerufen. Aus mehreren Provinzen war bekannt worden, dass Frauen bewusst gegen das Fahrverbot verstießen. Sohila Sein al-Abidin, ein Mitglied der Nationalen Gesellschaft für Menschenrechte, vermutete hinter dem Urteil ein Affront der religiösen Elite gegen König Abdullah und verwies darauf, dass „bereits die Ehefrauen des Propheten auf Kamelen und Pferden geritten seien“. Vom Autofahren wollen sich die Frauen nicht abhalten lassen: „Das ist unser Recht, ob es ihnen gefällt oder nicht.“, so eine Aktivistin.

Jetzt schritt der Monarch persönlich ein, indem er das umstrittene Urteil aufhob und eine Wiederaufnahme des Verfahrens anordnete. Geradezu euphorisch wurde die Entscheidung von Prinzessin Amira Tawil aufgenommen: „Dank Gott wurde die Geißelung von Schajma aufgehoben. Ein Dank an unseren geliebten König. Ich bin sicher, dass alle saudi-arabischen Frauen glücklich sein werden. Ich bin es.“, so eine Meldung auf Twitter. Jetzt liegt es am „geliebten König“, das Land aus dem Mittelalter der Frauenrechte in die Moderne zu führen.

 

Link zum Artikel


Beitrag teilen und unterstützen! (Bisher 0 Mal geteilt)

Ãœber Mathias / EarthLink

Praktikant bei EarthLink / Student der Politikwissenschaft mit Nebenfach Geschichte an der LMU München. Aufgabenbereiche: Projektmitarbeit "Aktiv gegen Kinderarbeit" und "Drogen Macht Welt Schmerz"
Dieser Beitrag wurde unter Menschenrechte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich akzeptiere die Datenschutzbestimmungen.