Seit 1994 wird am 9. August der Tag der indigenen Völker gefeiert.
Dies ist eine Besonderheit, denn im medialen Fokus stehen die indigenen Völker nur ganz selten. Sie leben auf allen Kontinenten, in insgesamt 76 Staaten. Man schätzt, dass es nach wie vor 5000 indigene Völker mit rund 300 Millionen Menschen gibt.
Der 9. August wurde 1994 von der un-Menschenrechtskonferenz den indigenen Völkern gewidmet, wie zum Beispiel den Mayas, Kayapo, Mapuche oder Inuit… Die Konferenz, die damals in Wien tagte, erklärte zudem den Zeitraum von 1994 bis 2004 zur UN-Dekade der indigenen Völkern. Diese beinhaltete vor allem viele Forderungen, denn das Territorium und die Kultur der indigenen Völker sind in den meisten Ländern bedroht.
Die einzige internationale Norm, auf die sich die indigenen Völker berufen können, ist eine Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Die 44 Artikel der Konvention erwähnen vor allem die Grundrechte der Indigenen, wie zum Beispiel Anspruch auf Land und Zugang zu Ressourcen, Anspruch auf die eigenen Traditionen und Sprachen und die Notwendigkeit bei Entwicklungsvorhaben in Siedlungsgebieten der indigenen Völker Anhörungs- und Beteiligungsverfahren durchzuführen.
Bis heute haben nur 20 der 193 Mitgliedsstaaten der uno die ILO-Konvention ratifiziert, darunter vor allem fast alle lateinamerikanischen Staaten. deutschland und andere europäische Industriestaaten weigern sich weiterhin die Konvention zu unterzeichnen. Viele Staaten befürchten, dass sie den Zugriff auf Rohstoffe, wie zum Beispiel Erdöl, Gold, Uran oder kohle verlieren könnten, da diese oft in den Gebieten der indigenen Völker gefördert werden. Zudem wurden und werden weiterhin die Territorien der indigenen Völker für Staudämme oder sogar Atomtests und Atommüllendlager genutzt. Dies alles führt oft zur Vernichtung ihrer Lebensgrundlage.
Die UN-Dekade der indigenen Völker blieb daher leider nur eine gut gemeinte Absicht. Selbst in den Unterzeichnerländern der ILO-Konvention gehören Vertreibung, Gewalt und landraub weiterhin zur Tagesordnung. Nicht nur deshalb beschloss die UN 2004 eine zweite, hoffentlich effektivere, Dekade der indigenen Völker von 2005 bis 2015, unter dem Leitsatz „Aktion und Würde“.