China: Ökonomischer Aufschwung gefährdet die Gesundheit der Kinder

Aus einem gestern veröffentlichten Bericht der Human Rights Watch geht hervor, dass die starke Schadstoffbelastung die Menschen in den Industriezentren des Landes gesundheitlich massiv gefährdet. Besonders leiden unter einer erhöhten Menge an Bleiablagerungen im Körper, das durch den Ausstoß den nahen Fabriken, aber auch durch die Kleidung ihrer dort tätigen Eltern an sie herangetragen wird. Die Regierung bemüht sich derweil nach Kräften, die Problematik zu vertuschen und besorgte Eltern einzuschüchtern.

Der Bericht mit dem Titel „My Children Have Been Poisoned: A Public Health Crisis in Four Chinese Provinces“ stützt sich auf Untersuchungen in den vier Provinzen Henan, Hunan, Shaanxi und Yunnan, die in den Jahren 2009 und 2010 durchgeführt wurden. Angeregt wurden die Untersuchungen durch den Umstand, dass in den vergangen zehn Jahren immer mehr besorgte Eltern, deren Kinder Symptome einer Bleivergiftung aufwiesen, um medizinische Hilfe ersuchten.

Von der Regierung wird diese jedoch systematisch blockiert. So wird der Zugang zu den Bleitests behindert, Ergebnisse gefälscht oder kranken Kindern die Behandlung verweigert. Stattdessen werden Eltern, Journalisten und Menschenrechtler, die sich für eine adäquate medizinische Versorgung einsetzen, von den Lokalbehörden schikaniert und verhaftet. Den Kindern bliebt nichts anderes übrig, als in ihre kontaminierten Dörfer zurückzukehren. Eine Großmutter aus Shaanxi berichtet von dem Versuch, eine angemessene Behandlung ihres Enkels zu erreichen: „Die Regierung gab uns etwas Knoblauch und sagte, wir sollten unserem Enkel besonders viel Knoblauch geben. Wir fragen nach Medikamenten – etwas, was ihm helfen würde. Sie sagten, sie würden uns keine geben, weil Medikamente bei Bleivergiftungen nicht wirken.“

Dabei hatte die Regierung einige halbherzige Versuche gestartet, gegen die Problematik vorzugehen. Vertreter des Umweltministeriums äußerten sich vermehrt zu dem Thema, örtliche Kontrollen sollten zudem Sorge tragen für die Durchsetzungen von gesetzlichen Auflagen, die den Ausstoß von Schadstoffen einschränken. Firmen, die sich nicht an die Auflagen halten, sollten mit strafrechtlichen Folgen rechnen müssen. Dies geht vielen jedoch nicht weit genug. Joe Amon, Zuständiger für und Menschenrechte bei Human Rights Watch, kritisiert: „Es reicht nicht aus, Fabrikbesitzer und Behörden zu bestrafen, nachdem ein Dorf verseucht wurde. Die Regierung muss die medizinische Versorgung der Kinder gewährleisten und sicherstellen, dass sie anschließend nicht wieder gefährlichen Mengen Blei ausgesetzt sind.“

Tausende Kinder leiden aufgrund der Schadstoffbelastung unter irreversiblen geistigen und körperlichen Behinderungen, in vielen Fällen ist die absorbierte Menge an Blei auch lebensbedrohlich. Die Aufnahme einer größeren Menge an Blei schädigt innere Organe, was zu Anämie, Krämpfen, Koma und letztlich zum Tod führen kann. In und Verhalten zeigen sich die Auswirkungen durch Lese- und Lernschwächen, Verhaltensauffälligkeiten, Gehör- oder Sehverlust und Beeinträchtigung der Motorik.

Vielen Chinesen dämmert allmählich, dass auch die Jüngsten einen hohen Preis für den sagenhaften wirtschaftlichen Aufstieg zahlen müssen. Es ist an der Regierung, die Balance zwischen Wohlstand und Gesundheit der Menschen wiederherzustellen.

Aus der Reihe: Der Aufschwung in – kritisch betrachtet. Siehe auch:

Geistig behinderte Arbeiter aus Ziegelfabrik gerettet

 

Link: Bericht der HRW nicht verfügbar 1.7.15

Über Mathias / EarthLink

Praktikant bei EarthLink / Student der Politikwissenschaft mit Nebenfach Geschichte an der LMU München. Aufgabenbereiche: Projektmitarbeit "Aktiv gegen Kinderarbeit" und "Drogen Macht Welt Schmerz"
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