Für den Stamm der Awá-Indianer will die Kette an Schreckensmeldungen einfach nicht abreißen. Wir haben unsere Leser bereits mehrfach über den bewaffneten konflikt zwischen der kolumbianischen Regierung und den FARC-Rebellen informiert – dass dieser sich immer weiter in die Awá-Schutzgebiete in Kolumbiens regenwald verlagert und so die gänzlich unbeteiligten und friedlichen Ureinwohner zu Opfern von Gewalt und Vertreibung werden lässt (lesen Sie den Artikel hier). 344 Indianer wurden allein in den letzten elf Jahren getötet. 42 von ihnen wegen Tretminen oder achtlos zurückgelassener Munition, die große Mehrheit jedoch wurde vorsätzlich und gezielt umgebracht, oftmals verbunden mit ganzen Massenexekutionen wie im August 2009, als ein unbekannter Schütze in ein Dorf eindrang und 12 Menschen erschoss – darunter vier kinder. Wer für diese Taten verantwortlich zu machen ist, wird selten aufgeklärt, aber sowohl Regierungstruppen als auch die Guerillaarmee der FARC werden immer wieder mit den Massakern in Verbindung gebracht. [1]Amnesty International: third-mass-killing-colombia-awa-indigenous-peoples – 20.9.2013
Auch wegen der Tatenlosigkeit und Ignoranz des kolumbianischen Staates geht das Morden unbehelligt weiter. Wie uns die „Unidad Indígena Del Pueblo Awá“ in einem Schreiben bestätigte, wurde vor zwei Tagen die 35-jährige engagierte Aktivistin María Eugenia Ortiz Paí tot aufgefunden, nachdem sie zwei Tage lang als vermisst galt. Ortiz Paí ist nun also das 345ste Opfer von brutaler Gewalt. Wieder einmal fühlen sich die Awá-Indianer zu Recht von der Regierung in Bogotá im Stich gelassen und fordern öffentlich neben besserem Schutz für ihre Dörfer, auch allgemein mehr Interesse und Unterstützung für ihre Sache.
Die bürgerkriegsähnlichen Konflikte zwischen Rebellen und Armee bedrohen aber nicht als Einziges die Existenz der Awá. unternehmen, die sich mit dem illegalen Abbau von Rohstoffen in den Schutzgebieten bereichern wollen, werden immer wieder mit Gewaltverbrechen gegen die Ureinwohner Kolumbiens in Verbindung gebracht. Und auch der von den usa initiierte Drogenkrieg zeigt zunehmend seine hässliche Seite: regelmäßig werden große Flächen des Regenwaldes mit Herbiziden besprüht, eigentlich um Coca-Plantagen zu vernichten – dass dabei auch die Lebensgrundlage der Ureinwohner zerstört wird, interessiert die Wenigsten.
Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)