Die Zukunftscharta – Hoffnung für weltweite Nachhaltigkeit?

Bekämpfung des HI-Virus, Überwindung extremer Armut bis 2030 – der Entwicklungsminister Gerd Müller hat sich viel vorgenommen. Die Zukunftscharta des BMZ (Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) lässt auf Veränderung hoffen, aber kann sie diese wirklich herbeiführen?

„Ein Paradigmenwechsel hin zur Nachhaltigkeit wird nur dann gelingen, wenn ein Umdenken auf individueller, politischer und gesellschaftlicher Ebene stattfindet“, heißt es auf Seite 46 des im November veröffentlichten Berichts. In dieser Hinsicht war die Arbeit an dem Papier wegweisend: an der Ausarbeitung waren Vertreter von NGOs, Kirchen, Wirtschaft, , Wissenschaft, Kommunen und Ländern beteiligt. Auch Bürger konnten die Charta mitgestalten. Herausgekommen ist ein 68 Seiten langer Bericht, voll von Zielen, Motivationen und Visionen.

Doch die Zukunftscharta birgt die Gefahr schöner leerer Worte – konkrete Vorhaben sucht man hier vergeblich. Zudem stellt sich die Frage nach sofortigem Handeln, denn die Ausarbeitung der Charta dauerte allein acht Monate. Viele Handlungsfelder übersteigen die Kompetenzen des BMZ oder erfordern enge internationale Kooperation. Als Stichwort sei der HI-Virus oder der genannt. Im Alleingang wird hier nur sehr wenig ausrichten können. Doch auch innerhalb Deutschlands hat sich wenig getan. „Zukunftsfähige Politik fängt in Deutschland an“, heißt es in der Charta. Für earthlink ist beispielsweise folgender Satz auf Seite 28 von Bedeutung: „In Ländern mit muss sich deutsche Politik für deren Beendigung einsetzen und dies durch entsprechende bildungs-, sozial- und rechtspolitische Maßnahmen unterstützen.“ Bildungspolitische Maßnahmen werden nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in Industrieländern benötigt. Dennoch wurden earthlink e.V. für dieses Jahr keine Mittel zur Verfügung gestellt. ( Zum Spendenformular geht´s hier )

Hier wird deutlich: Theorie und Praxis klaffen auseinander und allein in Deutschland ist die Aufgabenbreite enorm. Dennoch: Wer mit dem Finger allein auf die Politik zeigt, macht es sich zu einfach. Ohne den Einsatz unserer Zivilgesellschaft ist soziale und ökologische Nachhaltigkeit nicht denkbar. Die Zukunftscharta mag (zu) idealistisch sein und mit hochgesteckten Zielen arbeiten, aber es könnte ein Ansatz für mehr entwicklungspolitisches Engagement sein – das wiederum fängt im Kleinen an.

Am kommenden Montag wird die Zukunftscharta an Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben. Das EINEWELT-Zukunftsforum bildet den feierlichen Rahmen. Workshops, Erlebnisinseln, Diskussionen – sie alle sollen zum Mitmachen, Weiterdenken und Diskutieren anregen. Teilnehmen kann jeder.

Wie sinnvoll die Zukunftscharta wirklich ist, das wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Die große Herausforderung besteht darin, die Gedanken der Charta während der nächsten Jahre mitzunehmen und sich für ihre Umsetzung einzusetzen. Dafür wäre es wichtig, dass das Papier auch abseits von Autoren und Beteiligten Gehör findet. Noch kann die Charta keine Erfolge oder Niederlagen verbuchen. Aber sie wird sich an ihren hochgesteckten Zielen messen lassen müssen. 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. BMZ: Zukunftscharta – 19.11.14 nicht verfügbar 1.7.15 ↩

Ãœber carolin / earthlink

Die Globalisierung verbindet uns alle. Nur mit Bildung und Aufklärung kann sie sozial und ökologisch verträglich ablaufen. Dafür engagiere ich mich bei earthlink.
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