Bienenzucht in der Serra das Andorinhas / Brasilien

Umweltbildung und deren praktische Umsetzung durch Bienenzucht bei Kleinbauern in der Serra das Andorinhas

Die Serra das Andorinhas – zu deutsch: ‚Bergland der Schwalben‘ – liegt im brasilianischen Amazonasgebiet, ca. 150 km südlich der Stadt Marabà am Rio Araguaia und umfaßt eine Fläche von etwa 60.000 Hektar und Serra mit natürlicher Campovegetation. Sie stellt eine der letzten ökologisch weitgehend intakten Inseln im bereits stark entwaldeten Süden des Bundesstaates Pará dar. Der kleinräumige Wechsel zwischen Tieflandregenwald in der Talniederung des Sucupiratales und Savanne auf dem umschließenden Höhenrücken bietet vielen vom Aussterben bedrohten Arten ein Refugium: über 160.000 Tier- und Pflanzenarten, darunter 1.576 Wirbeltierarten sind zu finden. Bei den in der Serra und an deren Rand lebenden Menschen handelt es sich überwiegend um ortsfremde Neueinwanderer, vertrieben aus dem fruchtbaren Süden und Nordosten Brasiliens. Im nur zu Fuß erreichbaren Tal leben ca. 50 Familien von Kleinbauern, Brandrodung stellt derzeit die einzige ihnen mögliche Wirtschaftsweise dar. Häufig werden aus Leichtsinn und Unwissenheit von den Siedlern ihre abgeernteten Felder abgebrannt. Das Feuer greift, insbesondere in trockeneren Zeiten, schnell auf benachbarten über. Beabsichtigte Brandrodungen des Waldes konnten dagegen in den letzten Jahren weitgehend abgestellt werden. Seit 9 Jahren ist die Stiftung „Serra das Andorinhas“ (Fundação Serra das Andorinhas – FSA) im Sucupiratal aktiv. Sie erreichte die Eintragung des Gebietes als „Parque Estadual“. Zwischen den Mitarbeitern der Stiftung und den Talbewohnern besteht ein echtes Vertrauensverhältnis, zu dem die von der FSA erreichte Verbesserung der Gesundheitsversorgung, der Schulbildung und das 1994/95 gemeinsam mit artists for nature durchgeführte Umweltbildungsprogramm – ebenfalls finanziert aus dem „Briefmarkenfonds“ – wesentlich beigetragen haben. Die Entwaldung ist in den letzten Jahren stark gebremst worden, weitere Fortschritte sind jedoch von der Schaffung von ökonomischen Alternativen zur Brandrodung abhängig.

Projektziel
Ziel des Projektes war der Schutz der noch verbliebenen intakten Ökosysteme durch Umweltbildung am Beispiel einer neuen, ökologisch verträglichen Einnahmequelle (Bienenzucht). Die wirtschaftliche Notwendigkeit für Brandrodungen sollte reduziert und gleichzeitig ökologische Zusammenhänge vermittelt werden, die die enge Verknüpfung von intaktem Lebensraum und langfristig tragfähigen ökonomischen Aktivitäten begreiflich machen. Dies sollte in 7 mehrtägigen Seminaren über den Zeitraum von 2 Jahren vermittelt werden. In ihnen wird Umweltbildung mit praktischer Anleitung zu Bienenzucht kombiniert. Auch zwischen den Seminaren stand den Kleinbauern ein Berater mit praktischer Unterstützung zur Verfügung. theoretische Ausbildung der zukünftigen Imker Als Ergebnis sollte eine ökologisch verträgliche zusätzliche Einnahmequelle geschaffen werden, die nicht nur die Akzeptanz der Kleinbauern für Umweltschutzgedanken erhöht, sondern auch die praktische Umsetzung des mit der Umweltbildung vermittelten ökologischen Bewußtseins in einer ökonomisch relevanten Aktivität ermöglicht. So sollte gezeigt werden, daß der schonende Umgang mit dem Ökosystem sich auch finanziell und langfristig auszahlt.

Erfolge
Das Projekt war nach leichten anfänglichen Schwierigkeiten schließlich ein großer Erfolg. Den Bewohnern des Sucupiratales konnten anhand der Bienenzucht ökologische Zusammenhänge ihres Lebensraumes begreiflich gemacht werden. Sie nutzen nun ihr neu erworbenes Wissen zur Sicherung ihres Lebensunterhaltes und ihres Lebensraumes. Als neue, ökologisch verträgliche Einnahmequelle verhalf die Bienenzucht zur Reduzierung von Brandrodungen und deren Folgen.

Die qualifizierte Betreuung des Projektes konnte für den Projektzeitraum trotz Personalwechsels gewährleistet werden. Die Bienenzuchtexperten stehen den Siedlern auch nach Ende des Projekts weiterhin zur Verfügung.
Die notwendige Ausrüstung und das Material zur Durchführung des Bildungsteils des Projektes (z.B. Diaprojektor, Informationsblätter usw.) wurde rechtzeitig besorgt und entsprechend eingesetzt.
Nach über 20 durchgeführten Seminaren und Trainingskursen betreiben 20 Kleinbauern selbstständig Bienenzucht. Sie erhalten im Bedarfsfall Beratung und Unterstützung.
Monatlich produzieren sie mit insgesamt 25 Bienenhäusern etwa 40 Liter Honig. Die Familien haben sich erfolgreich eine neue ökologisch verträgliche Einnahmequelle erschlossen. Wenn auch die Brandrodung noch nicht zur Gänze eingestellt wurde, so ist jedoch eine deutliche Verminderung der Brände festzustellen und vor allem die Bereitschaft, das Übergreifen des Feuers auf den Wald zu verhindern.